Ausgerechnet der Energieberater hat als einziger im Haus noch die alten Kastenfenster mit Stegen aus Holz. Das Öffnen ist zugegeben etwas umständlich, weil zweimal hingelangt werden muss. Aber mir gefallen sie einfach und ich tue mir schwer mich davon zu trennen.
Kippfunktion nicht vorhanden
Um es gleich vorneweg zu sagen: Ich bin kein Freund das Fenster zu kippen. Meines Erachtens ist der Luftwechsel winzig aber dafür kühlt der Raum stetig aus. Ganz schlimm sind dauergekippte Badezimmerfenster, wenn dann auch noch der Heizkörper läuft.
Bitte! Platz auf der Fensterbank machen und Fenster kurz ganz öffnen. Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, aber immer noch sehe ich beim Kunden vollgestellte Fensterbänke. Auch vor den kleinen Fensterflügeln, die im großen Wohnzimmerfenster ja extra zum vollständig öffnen da sind.
Einmal habe ich den Fehler gemacht und einer Kundin unüberlegt gesagt, dass hier nicht richtig gelüftet wird. Auweia! Da hätte ich auch gleich sagen können: hier stinkts oder hier wird nicht ordentlich geputzt! Aufpassen, was man sagt! War doch gar nicht so gemeint…
Zurück zu meinen Kastenfenstern. Undicht sind sie schon. Vor dreißig Jahren hat mein Maler eine dicke Silikonwurst rund rum in den Falz der inneren Fenster gedrückt, die Wurst mit ordentlich Spülmittel glattgestrichen, Frischhaltefolie aufgelegt und zugemacht. Nach 24 Stunden (vielleicht auch länger) war das Silikon so fest, dass die Folie vorsichtig abgezogen werden konnte. Fenster war dicht. Möglicherweise habe ich anfangs den Gegenfalz noch mit etwas Spülmittel eingerieben, damit sich die angepasste Silikondichtung nicht verformt – aber, dass weiß ich nach so langer Zeit nicht mehr. Fenster war dicht. Merkte ich auch am besseren Schallschutz.
Leider war ich damals in Sachen Bauphysik noch ziemlich unsicher und ließ mich von irgendeinem Besserwisser derart ins Bockshorn jagen, dahingehend dass ich ersticken würde. Oh Mann! Deswegen habe ich dann an den Fenstern wieder jeweils zehn Zentimeter Silikon rausgeschnitten.
Der Vorteil der Aktion war, dass ich sehen konnte wie gut die Dichtung funktioniert, weil wo rausgeschnitten, der Falz ganz schwarz von der Münchner Luft geworden war (auf der Straßenseite mehr als hintenraus).
Mitterer weile wurden die Fenster zweimal gestrichen (ist schon ein Nachteil gegenüber Kunststoffrahmen, die nur geputzt werden müssen). Ich habe mal zusammengezählt: Vier Fenster komplett mit Stock sind 100 Meter Leistenlänge. Das dauert mit runtertragen (Garage wegen Staub), abschleifen und streichen zwei Tage für zwei Mann. Hm – was tut man nicht alles?
Vielleicht hatte ich dann nicht mehr den Nerv oder es war kein Silikon da: Jetzt habe ich Dichtungsbänder aus dem Baumarkt. Die tun’s schon auch, sind aber nicht so dicht wie meine platt gedrückten Silikonwürste.
Alexander Loerbroks